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Pulheim-Brauweiler

Neubau Seniorenzentrum
St. Nikolaus

In unmittelbarer Nähe der historischen Abtei Brauweiler findet sich das neue Seniorenzentrum des Caritasverbandes für den Rhein-Erft-Kreis. Es bietet Platz für 79 Bewohner und weitere 15 Plätze in einer Tagespflegeeinrichtung.

Mit dem Neubau besteht nicht nur die Möglichkeit, innenstadt- und zentrumsnah ein modernes und konzeptionell zukunftsweisendes Haus anzubieten. Es bietet sich vielmehr die Chance, mit den auf dem Grundstück schon vorhandenen solitären Nutzungen Gemeindehaus und Kindergarten ein neues städtebauliches Ensemble und einen Quartierstreffpunkt auszubilden.

Als Bindeglied zwischen den beiden Bestandsgebäuden steht der Neubau von den angrenzenden Straßen aus in „zweiter Reihe“. Daher kommt der Ausbildung einer gemeinsamen Mitte und einer räumlichen Inszenierung der bereits vorhandenen Fuß- und Radwegeverbindung besondere Bedeutung zu. Dies löst der kreuzförmige Baukörper auf selbstverständliche Weise.

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Der Neubau lehnt sich an die Bauformen und die Materialität der direkten Umgebung -Flachdach und Ziegel- an. Zur Gliederung des Bauvolumens sind die einzelnen Flügel durch Glasfugen voneinander abgesetzt. Während die übrigen Gebäudeflügel aus Kostengründen nur im Erdgeschoss einen Sockel im Werkstoff Ziegel erhalten, ist der Kopfbau am zentralen Vorplatz dreigeschossig mit einer Verblendung ausgeführt. Auch die beidseitigen Flugdächer, die aufgeglaste und eingerückte Fassade im Erdgeschoss betonen seine städtebaulich besondere Lage. In der Glasfuge zum Nordflügel liegt der Eingang.

Die direkt dahinter liegende zentrale Eingangshalle wird zweiseitig belichtet und verfügt darüber hinaus über eine große Lichtkuppel, deren Zenitlicht durch den räumlich inszenierten offenen Treppen- und Luftraum bis ins Erdgeschoss fällt. Entsprechend der Grundrissform laufen hier alle Wege zusammen. Die Urbanität dieser Gemeinschaftsbereiche steht dabei im direkten und anregenden Kontrast zur Privatsphäre der einzelnen Wohngemeinschaften im Haus.

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Der Gestaltung der Innenräume kommt in einer Altenpflegeeinrichtung mit teilweise dementen oder nicht orientierten Bewohnern besondere Bedeutung zu.  Die einfache Orientierung über die zentrale Halle mit den hier zusammenlaufenden Wege spielt dabei eine ebenso große Rolle wie die Individualität der einzelnen Hausgemeinschaften als „Zuhause“ des Bewohners.

Daher unterscheiden sich die Aufenthaltsbereiche sowohl in Ihrer Grundrissform als auch in den Leitfarben. Farbe findet sich dabei sowohl als großformatiger Anstrich an raumbildenden Bauteilen als auch in den Vorhangstoffen wieder. Zudem wurden in Zusammenarbeit mit dem Träger Baummotive für die einzelnen Wohngemeinschaften gewählt, die im Wegeleitsystem und in der Bebilderung Verwendung finden.  Auch die unterschiedlichen Farben der Türblätter stehen stellvertretend für diese im ganzen Haus vorhandenen „Orientierungshilfen“.

Auch das Beleuchtungskonzept wurde maßgeblich durch die Architekten entwickelt. Neben dem besonderen Augenmerk auf ausreichende Beleuchtungsstärken für Senioren von 225-300 lux verlangten die dem konventionellen Wohnungsbau entlehnten Geschosshöhen nach dem gezielten Einsatz indirekter Beleuchtung zur Deckenaufhellung.

Trotz eines engen Beleuchtungsbudgets konnten zudem in der Cafeteria großformatige kreisrunde Lichtdecken realisiert werden, die diesem Raum ähnlich der zentralen Halle ein angenehmes Zenitlicht geben und mit ihrem Maßstabssprung raumbildend und gliedernd wirken.

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Die vier Flügel des dreigeschossigen Flachbaus fassen definierte Freibereiche: Zum Gemeindehaus und Kindergarten hin entstehen entlang der neuen Wegeverbindung zwei durch Baukörper und Baumreihen gefasste Plätze, an die der Eingangsbaukörper angrenzt. 

Gemeindehaus und Altenpflegeheim bilden das Gegenüber des „großen Vorplatzes“. Freigehalten von Begrünung und klar gefasst durch flankierende Baumreihen bildet er die städtische Adresse. Sitzstufen am Gemeindehaus und eine hölzerne und beleuchtete Sitzbank als Platzmöbel laden zum Verweilen ein. Die angrenzende Cafeteria des Hauses nutzt die Platzränder als großzügige Terrasse.

Der „kleine Vorplatz“ zwischen Altenpflegeheim und Kindergarten ist der Gelenkpunkt zwischen bestehenden und neuen Wegen auf dem Grundstück. Hier sitzt man unter Bäumen. Eine wassergebundene Decke bildet den Kontrast zu den harten Materialien des großen Vorplatzes. Im Neubau orientieren sich die Balkone der Gemeinschaftsbereiche in den Obergeschossen hierher, zur Westsonne.

Zur der Wegeverbindung abgewandten Seite entsteht im Südosten der Garten des Altenpflegeheims, der anders als die verbleibenden Grünflächen der Anlage einen privaten Charakter aufweist und dementengerecht gestaltet ist. Neben großer Terrasse mit Kräutergarten und raumbildenden Hecken lädt eine Laube zum Verweilen ein.

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Die Konzeption des Hauses auf Basis des „Hausgemeinschaftsmodells“ bietet in den beiden Obergeschossen sechs Wohngemeinschaften mit 2 x 10 und 4 x 12 Bewohnern. Zusätzlich befindet sich im Erdgeschoss eine weitere Hausgemeinschaft mit 11 Plätzen sowie eine Tagespflegeeinrichtung mit 15 Plätzen. Anders als im herkömmlichen „Wohngruppenmodell“ werden damit kleinere Gruppen angeboten, die alle über einen eigenen Wohn- und Essbereich und eine eigene Küche verfügen. Die Bewohner speisen in den Wohngemeinschaften und bereiten auch einzelne Komponenten ihrer Mahlzeiten selbst zu.  Dieses Haus-im-Haus- Konzept und die enge nachbarschaftliche Vernetzung stärkt die Identifikation mit der eigenen Hausgemeinschaft und setzt das Wunschbild eines unterstützten, aber selbstbestimmten Lebens in Stadt und Gemeinde konsequent um.

Zur Grundversorgung verfügt das Haus über eine eigene Frischküche, die auch das ins Gebäude integrierte Quartierscafe bedient. Deren Gastraum ist gleichzeitig Multifunktionsraum des Seniorenzentrums. Der angrenzende Raum der Stille kann durch eine mobile Trennwand jederzeit ganz bzw. anteilig zugeschaltet werden, so dass Hausmessen ebenso möglich sind wie Theateraufführungen mit einem eigenen Bühnenraum.

Standort: Kaiser-Otto-Straße 39b, 50259 Pulheim-Brauweiler

Bauherr: Caritasverband für den Rhein-Erft-Kreis

​Fläche: ca. 4.420 m² Nutzfläche

Bausumme: : ca. 8.050.000 €

Leistungsphasen lt. HOAI: 1-9

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